27. November 2012

Veranstaltungen mit Bezug zu Social Media - ein Rückblick

In den letzten Wochen war ich gleich auf vier Veranstaltungen vertreten und durfte dort das Thema Social Media in unterschiedlichen Kontexten einbringen. Die Veranstaltungen wurden von LSZ, FFG, EIRMA und IV gehostet bzw. organisiert.

In diesem Blog-Beitrag möchte ich gerne meine Eindrücke dazu loswerden, über die Veranstaltungen diskutieren und meine Lessons Learned vorstellen. Insbesondere möchte ich reflektieren, wie sich die Anwesenden jeweils zum Einsatz von Social Media positioniert haben.

Auf dem 9. LSZ CIO Kongress 2012 war ich gemeinsam mit Peter Christen von CSC Computer Sciences Consulting Austria GmbH und Johann Höchtl von der Donau Universität Krems für den Arbeitskreis 7 – Social Media / Enterprise 2.0 Strategien verantwortlich. Bei mir war das jetzt das 2. Mal als Arbeitskreisleiter - und mein dritter Besuch des CIO Kongress. Ein Arbeitskreis besteht dort aus Open Space Diskussionen zu unterschiedlichen Themen, welche von Themenverantwortlichen anmoderiert werden.

Aus unserer Sicht war der Arbeitskreis heuer mehr "pro Social Media", als im Vorjahr. Es entstanden einige sehr interessante Diskussionen, dennoch ist das Wissensniveau der meisten Teilnehmer zu Social Media - und was man damit anfangen kann - noch immer sehr gering. Insgesamt gab es heuer eine recht agile Diskussion und das Thema wurde durch die Stammgäste interessiert aufgenommen.

Was ist mir besonders aufgefallen? Nun, immer noch fällt nicht nur dem CIO die Trennung zwischen internen und externen Anwendungsfällen für Social Media schwer. Viele stapfen gerne in die bekannte Facebook am Arbeitsplatz-Diskussion, auch wenn es um internem Wissensaustausch gehen sollte. Heuer gab es daher auch auf der Agenda (vgl. Agenda, Seite 8) eine offizielle Trennung in "Social Media hinsichtlich unternehmensinterner Kommunikation" und "Social Media hinsichtlich unternehmensexterner Kommunikation". Dennoch vermischen auch viele Experten beide Szenarien immer wieder. Lesenswert sind sicherlich die Protokolle der Arbeitskreise, die auf der Website von LSZ (hoffentlich noch lange) für alle zugängig sind. Social Media wurde dort wie gesagt in Arbeitskreis 7 diskutiert.

Fazit: Noch immer sind sich die CIOs in Österreich noch unschlüssig über die Potenziale von Social Media und es herrscht noch immer viel Ablehnung ("Hype, Trend, privater Kontext, schwere bis unmögliche ROI-Berechnung, …"). Erschwerend kommt noch dazu, dass nur wenige CIOs aus Österreich bereits über positive Erfahrungen berichten können. Zu den wenigen Erfahrungsträgern zählte etwa Jochen Rosen, der CIO von A1 Telekom, der kurz über den A1-Community-Helpdesk berichtet hat.

Im Rahmen des iv.future.forum wurde ich durch die Industriellenvereinigung Österreich als Podiumsdiskutant zu Der Arbeitsplatz der Zukunft - Vorstellungen und Erwartungen der Jugend nach Wien eingeladen. Ich vertrat dort vor allem die Position, die Erwartungen der Jugend an IKT und die damit verbundenen Phänomene am Arbeitsplatz darzustellen. Die Kernaussagen der Veranstaltung können in einem Beitrag auf der Website der IV nachgelesen werden. An der Veranstaltung haben sicherlich mehr als 30 Schülerinnen und Schüler teilgenommen - und diese haben intensiv Fragen ans Podium gestellt.

Fazit: In der Community herrscht die Meinung, dass SchülerInnen und Schüler bestimmten Ansichten folgen ("Social Media am Arbeitsplatz als Lebensnotwendigkeit, ohne Bring Your Own Device geht es gar nicht, Vermischung Privat&Beruf als Normalzustand, usw.") Auffallend für mich war, dass zumindest die dort anwesenden Schüler sehr traditionell im Hinblick auf den Arbeitsplatz der Zukunft gedacht haben - und so gar nicht in das Rollenschema passen, welches Studien vermitteln (siehe dazu meinen Blog Eintrag zur Vorbereitung auf die Veranstaltung im Hinblick auf Daten für ein Rollenschema). Es zeigt sich wiederum, daß eine archetypische Klassifizierung von Personen nicht unmittelbar Sinn stiftend sein muss, um sich auf eine Veranstaltung vorzubereiten. Generell wurde dort das Thema IKT recht wenig diskutiert - ich habe dann vielmehr den Aspekt des Wissensaustauschs artikuliert, der für unsere wissensbasierte Industrie lebensnotwendig ist und zwischen den Generationen stattfinden muss - und hier kommen auch die neuen Technologien ins Spiel.

Auch die FFG bzw. konkret die Pöchhacker Innovation Consulting GmbH hat mich zu einer FFG-Veranstaltung eingeladen. Es handelte sich dabei um die Fachtagung "Connecting research and markets - Netzwerke erfolgreich nutzen!" für die Research Studios Austria (RSA). Für diese Veranstaltung gibt es leider keinen Web-Auftritt. Mein Auftrag dort war es, über (virtuelle) soziale Netzwerke für Forschungseinrichtungen zu referieren. Somit habe ich meinen Vortrag gleich Warum Forschungseinrichtungen Social Media nutzen (sollten) genannt.

Ich habe auf dieser Tagung die Position eines Nachwuchswissenschaftlers eingenommen und den Standpunkt vertreten, dass SoMe gerade für Nachwuchswissenschaftler mit begrenztem Vernetzungbudget für klassische Face2Face-Events viele neue Möglichkeiten in der Kontaktanbahnung mit Gleichgesinnten eröffnet. Schließlich sind die Organisatoren dieser Tagung auch durch meine eigenen Social Media Aktivitäten auf mich als Vortragender für die Veranstaltung aufmerksam geworden – und nicht über meinen wissenschaftlichen Ruhm bzw. meine professionelle Reputation in der Wissenschaft. Somit hab ich mich provokativ als Erfolgsbeispiel verkauft. Denn heute googelt bei der Suche nach „Experten“ einfach jede(r) – auch der Fördergeber und seine Partner/innen (und auch die IV ist durch "Googeln" auf mich gestoßen).

Vor allem die „älteren“ anwesenden Wissenschaftsmanager konnten noch immer wenig mit Social Media anfangen – sorry für meine archetypische Argumentation. Für viele der anwesenden Personen, welche durchaus in eine intensive Diskussion nach meinem Vortrag eingestiegen sind, ist Social Media noch ein großes Fragezeichen. Immer wieder wurde argumentiert, daß es zu viele Plattformen gibt und man sowieso nicht überall vertreten sein kann. Ok, wer glaubt, daß er das unbedingt muß ;-) Meine Standardantwort lautet, dass es auch unzählige Face2Face-Veranstaltungen und sich real treffende Communities gibt - und man seine eigene Person auch nicht überall herzeigen kann. Viele Web-Plattformen stehen also auch vielen Communities und Veranstaltungen im realen Leben gegenüber – und man muß seine knappen Ressourcen immer gut einteilen. Nur, Nachwuchswissenschaftler werden nicht die Möglichkeiten haben, jede Woche auf eine Konferenz zu fahren – bei Social Media sieht es aber ganz anders aus, da diese (fast) an jedem Ort und zu jeder Zeit genutzt werden können, um sich zu vernetzen.

Die letzte Veranstaltung, über die ich hier berichten möchte, wurde von der EIRMA – European Industrial Research Management Association organisiert. Es handelte sich dabei um ein Treffen der Special Interest Group III – Knowledge Management and Human Behaviour in a Digital World. Mein Auftrag dort war es, in einem Vortrag über die Möglichkeiten von Social Media (respektive Web 2.0) in Unternehmen zu berichten. Ich habe das anhand der Cases von Siemens BT (References+) sowie Capgemini (yammer) erledigt.

Die gesamte Veranstaltung mit Teilnehmern aus der Industrie, alles Information und Knowledge Manager in Führungsposition, hat sicherlich sehr meinen Horizont erweitert. Dort wurde auch meine "These" bestätigt, daß Menschen in der R&D (und dazu zähle ich auch universitäre bzw. außeruniversitäre Forschungseinrichtungen) wesentlich schwerer zum Wissensaustausch (mit und ohne Plattformen) neigen bzw. zu motivieren sind. „Sharing or Shielding“ lautet die Devise in der R&D. Meist überwiegt "Shielding", denn viele Ingenieure wollen noch immer ihr „Wissen“ durch die Vergabe von Zugriffsbeschränkungen auf ihre Dokumente schützen. Diese individuelle Vorgehensweise limitiert jedoch die Produktivität ihrer Organisation.

Doch auch die R&D-Bereiche in Organisationen folgen durch zahlreichen Aktivitäten und internen Policies den Weg des Beschützens – sie lassen sich ausgeklügelte Rechte- und Rollenkonzepte einfallen, daß nur kein Mitarbeiter jemals zu viel weiß. Hinweg mit der internen Transparenz - oder am besten gar nicht erst zulassen. Das hat in Bezug auf IP sicherlich auch seine Berechtigung, doch ich frage mich oft, wie viel an Innovation- und Produktivität verlieren Unternehmen durch diese Strategie der größtmöglichen Risikoreduktion. Denn wie viel Zeit verwenden heute Mitarbeiter in der R&D intern, um sich über eigene interne Netzwerke die für sie dringend notwendigen Informationen zu besorgen? Viel zu viel! Auch einer der anwesenden R&D Manager hat etwa sich zum Ziel gesetzt, die Anzahl der Dokumente mit Zugriffsbeschränkung zu reduzieren.

Soweit – so gut. Jetzt freue ich mich wie immer auf zahlreiches Feedback zu meinen Aussagen.

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