Auf der Mensch und Computer 2010 haben Alexander Richter, Michael Koch, Angelika Bullinger und meine Wenigkeit einen Workshop zum Thema „Soziotechnische Integration? Bottom Up? Simplicity? Was sind die Erfolgstreiber von Enterprise 2.0?“ veranstaltet.
In diesem Workshop entstand eine sehr facettenreiche Diskussion über interessante Parameter von Enterprise 2.0. Alexander Richter und ich haben versucht, soviel wie möglich zu dokumentieren. Teilergebnisse habe ich schon im Beitrag Zur Erfolgsmessung von Enterprise 2.0 vorgestellt. Wir würden diese Dokumentation gerne – wenn auch mit Verspätung – zur Gänze der Community zugängig machen.
Statements und Diskussionspunkte:
Die Definition des Ziels bezüglich der Nutzenmessung von Enterprise-2.0-Tools ist ein wichtiger Bestandteil und Bedingung für eine erfolgreiche Umsetzung. Vor einer Messung von Nutzeneffekten muss daher genau definiert werden, WAS gemessen werden soll.
Es gibt einige etablierte Bewertungssysteme, die noch nicht für Enterprise-2.0-Tools adaptiert wurden. So bietet das EFQM-Modell auf den ersten Blick einen interessanten und ganzheitlichen Ansatz. Des Weiteren stellen die Wertschöpfungskette von Porter oder das Technologie-Akzeptanz-Modell interessante Ansätze.
Die Absicht, einen Nutzen zu messen, adressiert meist einen bestimmten IT-Entscheider in oder den Geschäftsführer in einem Unternehmen. Vor einer Messung ist es notwendig die Adressaten (WEN) genau zu analysieren, um den Bedarf nach bestimmten Nutzenaspekten zu klassifizieren.
Eine wirksame qualitative Methode um den Nutzen eines IT-Tools zu messen und zu kommunizieren, ist die Nutzendokumentation über Erfolgsgeschichten, die z.B. im Zusammenhang mit einer Fallstudie erstellt werden kann.
Erfolg von Enterprise 2.0 bzw. allgemein von Web 2.0-Tools ist immer abhängig von der Art der Nutzung und der Beteiligung der Nutzer. Eine mögliche Messung hierfür ist der Return on Contribution (ROC). Hier ist es jedoch wichtig, Verzögerungseffekte mit zu berücksichtigen - eine ausgereifte Nutzung kann längere Zeit auf sich warten lassen.
Die Messung eines Nutzens benötigt ein Delta zwischen zwei Zuständen: Zwar ist die Klassifizierung einer 1.0-Welt und einer 2.0-Welt im Unternehmen schwer, bzw. in der Praxis oft nicht realisierbar, jedoch kann man durch eine Strukturierung im Einzelfall eventuell diesem Problem begegnen.
Bei der Messung von Enterprise 2.0-Tools, gilt es zu überlegen, ob diese Messung sich auf einen Zeitpunkt (Zustand) bezieht oder einen Verlauf (Zeitraum) anzeigt. Diese Frage ist wichtig für die Implementierung der Messmethodik - falls ein Zeitraum beobachtet werden muss, wäre eine Automatisierung der Datenerhebung wichtig. Dies lässt sich jedoch technisch nicht für alle Kriterien umsetzen.
Eine wichtige und spannende Fragestellung ist: „Wie halte ich Enterprise 2.0-Projekte am Leben?“. Die Interoperabilität der Tools (z.B. die Integration in Outlook) könnte zur dauerhaften Nutzung und somit zum Erfolg beitragen.
Welchen Scope adressiert Enterprise 2.0 überhaupt? Ist es unternehmensweit, innerhalb einer Abteilung, für einen Prozess oder Prozess übergreifend, für die interne oder für die externe Kommunikation? Wichtig ist eine genaue Definition und Abgrenzung der Begrifflichkeit, vor allem bevor man an die Erfolgsmessung ran geht.
Enterprise-2.0-IT weist deutliche Unterschiede zur ERP-IT auf: Wenig Strukturierte Info (zB Microblogs) vs. Strukturierter Ablage (zB SAP Formulare). Nutzungsoffenheit (Microblog) vs. vorgegebener Nutzung (SAP), Medium (free-form) vs Werkzeug.
Was ist der Enterprise 2.0 Scope? Bedingt Enterprise 2.0 automatisch abteilungsübergreifende Nutzung. Muss der Roll-out Grad von Enterprise 2.0 beispielsweise mehr als 50% des gesamten Unternehmens betreffen.
Minimaldefinition (sagt nichts über Scope aus): Enterprise 2.0 ist der Einsatz von Social Software in Unternehmen. – Wir brauchen jedoch eine Definition, die etwas mehr aussagt, vor allem über die Effekte von E20:
Erweiterte Definition: Enterprise 2.0 ist die Transformation von Organisationen durch Corporate Social Software zu mehr Offenheit und höherer Vernetzung der Mitarbeiter.
Kennzeichen von Enterprise 2.0: Selbstorganisation der MA, Abgehen von starren Strukturen, Technologischer Wandel, Unternehmensübergreifende Wirkung, Vernetzung, Offenheit, Innovationsfähigkeit, Koordiniationseffizienz
Michael Koch: „E20 ist ein viel zu vager Begriff“
Unternehmen von 1.0 auf 2.0: Das bedeutet, dass auch die Unternehmen sich ändern müssen; vielleicht, aber nicht zwingend unterstützt durch Corporate Social Software. Enterprise 2.0 muss nicht unbedingt mit Technologie zu tun haben.
Enterprise 2.0 Ziele: flachere Hierarchien, Macht von Unten, bessere Kommunikationskultur -> dadurch mehr Agilität und Innovationsfähigkeit
Neue IT-Werkzeuge stehen zur Verfügung. Werden diese eingesetzt, dann ändert sich etwas. Die Tools bewirken etwas im Unternehmen (vom Standpunkt der Information).
Enterprise 2. 0-Regeln und Richtlinien: Wie gut oder schlecht ist die durch Enterprise 2.0 im Unternehmen erzeugte Transparenz eigentlich? Muss ich mir vorher etwas genehmigen lassen? Benötigt man Spielregeln?
Enterprise 2. 0-Kommunikation ist offen, unstrukturiert, kaum Prozesse; ganz unterschiedlich zum klassischen Organisationsverständnis (Enterprise 2.0 vs. klassischer Organisationslehre)
Welche Prozesse sind geeignet, um Enterprise 2.0 nachhaltig in Organisationen einzuführen? Geht viel verloren, wenn man versucht zu quantifizieren und Enterprise 2.0 in Prozesse zu gießen?
Wie kann man die Mitarbeiter motivieren, im Enterprise 2.0 aktiver zu sein? Jörg Beringer (SAP): „Es kommt nicht automatisch zu interessanten Interessensgruppen.“ - Man versucht letztendlich immer, eine Mehrheit zu finden - anders als im privaten Netzwerk.
Informationsmanagement, Wissensmanagement, Web 2.0, Enterprise 2.0, Social Media, Semantic Web
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