Der diesbezügliche Beitrag "Exploring Appropriation of Enterprise Wikis: A Multiple-Case Study" wurde gemeinsam mit Alexander Richter von der Forschungsgruppe Kooperationssysteme der Bundeswehr Universität München, Patrick Höfler vom Know-Center und Klaus Tochtermann von der ZBW verfasst. Mein großer Dank gebührt all meinen Co-Autoren. Er ist in der Ausgabe Knowledge Management in Action herausgegeben von Carla Simone, Mark Ackerman und Volker Wulf erschienen.
Mein ganz spezieller Dank geht dabei jedoch an Alex Richter von der Bundeswehr Universität München, ohne dessen nachträgliche Co-Autorenschaft dieser Beitrag wohl nicht akzeptiert geworden wäre. Gemeinsam haben wir nämlich in endlos langen Skype-Konferenzen immer wieder versucht, die Kritik der wissenschaftlichen Gutachter mit Gegendarstellungen so gut es geht zu entkräften und deren Anregungen und Wünsche in den Beitrag einzubauen.
So wurde der rote Faden in diesem Beitrag mehrmals umgeschrieben, bis (fast) alle Wünsche der Gutachter restlos erfüllt werden konnten. Zusammenfassend wurde dieser 40 Seiten lange Beitrag bis zum Erscheinen nämlich insgesamt fünf Mal intensiv begutachtet und ebenso oft durch uns überarbeitet (inklusive Verfassung von Gegendarstellungen als Antwort auf die Gutachten). Der Beitrag hat daher auch alle Akzeptanz-Stati von "major revisions requested", "conditionally accepted" und "minor revisions requested" erlebt und überlebt.
Da wir das Paper ja in unserem eigenen Stil verfasst haben, mussten wir bei jeder Revision genau abwägen, inwiefern wir die Änderungswünsche der Herausgeber umsetzen können, ohne unseren eigenen Stil aufzugeben. Am Ende denke ich es ist uns gelungen unseren Stil zu behalten (und trotzdem beim Journal angenommen zu werden), weil wir jedes Mal ausführlich im „letter to the editors“ begründet haben, was wir geändert haben und warum wir etwas nicht ändern wollen bzw. konnten. Alles im allen war das für uns eine sehr fruchtbare Erfahrung, auch vor dem Hintergrund, dass sich auch die Editoren nicht immer ganz einig in ihren Wünschen und Vorstellungen waren. Letztendlich ist dieser Beitrag nun ein Ergebnis eines sehr konstruktiven wissenschaftlichen Diskurses.
Nun zum Inhalt: "Exploring Appropriation of Enterprise Wikis" beschreibt auf 40 Seiten die Aneignung (d.h. "appropriation") von Wikis in Unternehmen. Dabei geht der Beitrag intensiv auf die relevante Literatur zu knowledge management, CSCW und Web 2.0 ein und referenziert auch bisherige Arbeiten zu Enterprise Wikis. Der Kernbestandteil sind drei anonymisierte Fallstudien zur Aneignung von Wikis in Unternehmen, welche ihre Daten jeweils aus Interviews mit Projektverantwortlichen sowie aus Online-Befragungen von Mitarbeitern als Nutzer der Wikis beziehen. Dabei wurden, wie bei Mehrfachfallstudienforschung üblich, die drei Fallstudien auf Gemeinsamkeiten und Unterscheide analysiert. Somit ist eine inhaltlich tiefgreifende Cross-Case-Analysis inklusive einer umfangreichen wissenschaftlichen Diskussion der Ergebnisse entstanden. Die drei analysierten Wikis können den Kategorien "Support-Wiki", "unternehmensinterne Enzyklopedie" und "Wissensbasis" zugewiesen werden.
Nachfolgend findet sich der englischsprachige Abstract des Beitrags. Wer den Beitrag lesen möchte, kann ihn (gegen Gebühr) über Spinger Link herunterladen. Die meisten Universitäten und Fachhochschulen haben Springer Link vermutlich abonniert. Meine Co-Autoren freuen und ich freuen uns auf jegliches Feedback zum Beitrag, gerne als Kommentar im Blog.
The purpose of this paper is to provide both application-oriented researchers and practitioners with detailed insights into conception, implementation, and utilization of intra-organizational wikis to support knowledge management and group work. Firstly, we report on three case studies and describe how wikis have been appropriated in the context of a concrete practice. Our study reveals that the wikis have been used as Knowledge Base, Encyclopedia and Support Base, respectively. We present the identified practices as a result of the wiki appropriation process and argue that due to their open and flexible nature these wikis have been appropriated according to the users’ needs. Our contribution helps to understand how platforms support working practices that have not been supported by groupware before, or at least not in the same way. Secondly, three detailed implementation reports uncover many aspects of wiki projects, e.g., different viewpoints of managers and users, an investigation of other sources containing business-relevant information, and perceived obstacles to wiki projects. In this context, our study generates a series of lessons learned for people who intend to implement wikis in their own organizations, including the awareness of usage potential, the need for additional managerial support, and clear communication strategies to promote wiki usage.
Zum Abschluss noch ein Statement als Wissenschaftskritik: So wichtig in der Wissenschaft Publikationen in wissenschaftlich begutachteten Journalen sind (um in der Wissenschaft professionell die Karriereleiter hinaufzuklettern), so lange dauert es jedoch leider, bis diese dann endlich erscheinen.
- Erstens sind viele Begutachtungen durch wiss. Experten fällig (welche naturgemäß wenig Zeit haben), bis ein Beitrag überhaupt erscheinen kann - und die Drop-Out-Rate ist dabei je nach Journal extrem hoch.
- Zweitens vergeht durch Begutachtung, Überarbeitung, Begutachtung, ... einfach sehr viel Zeit und die (empirischen) Ergebnisse eines Beitrags in einem solche kompetitiven Journal können damit sehr oft nicht mehr ganz aktuell sein.
Und für die ganz aktuellen Ergebnisse gibt es ja noch (von der Wissenschaft nicht honorierte) Weblogs, so wie diesen... ;-)