7. November 2011

Ziele bei der Einführung von Enterprise 2.0 (vs. Wissensmanagement)

Vor allem in der Praxis wird häufig, gerne und intensiv darüber diskutiert, ob Enterprise 2.0 das neue Wissensmanagement ist, Wissensmanagement ergänzt, oder Wissensmanagement überhaupt abgelöst hat. Fakt ist, dass das Auftauchen von Web-2.0-Anwendungen (aka Social Software) zu einem Paradigmenwechsel in den Intranets von Unternehmen führen kann.

Denn Intranets 2.0 werden zukünftig zur zentralen Drehscheibe für Informationen in Organisationen und machen daher hoffentlich einen Job, den zuvor schon die Intranets 1.0 erledigen hätten sollen. Zukünftig soll der Umgang mit Information in Organisationen unterstützt durch Social Software (und daher durch die Social Software nutzenden Mitarbeiter) viel offener stattfinden, d.h. ein großer Teil des Informationsaustauschs wird nicht mehr nur in Kanälen wie E-Mail, sondern auch über Portale (im Intranet 2.0) stattfinden.

Anfang 2011 haben Alexander Richter und meine Wenigkeit im Konferenzbeitrag "Exploration und Promotion: Einführungsstrategien von Corporate Social Software" die Einführung von Enterprise 2.0 (aka Corporate Social Software) in Unternehmen analysiert und anhand einer vergleichenden Analyse von 21 Fallstudien zur Einführung von Social Software in Unternehmen zwei unterschiedliche Strategien sowie deren Kombination identifiziert:
  • Die Art der Nutzung blieb im Rahmen eines partizipativen Vorgehens zunächst den Nutzern überlassen und die Anwendungsszenarien wurden nach und nach identifiziert („Exploration“)
  • oder/und die Plattformen wurden im Unternehmen mit Unterstützung des Managements koordiniert vermarktet und deren gezielte Nutzung geschult („Promotion“). 
In einem aktuellen Konferenzbeitrag "Knowledge Management Goals Revisited – A Cross-Sectional Analysis of Social Software Adoption in Corporate Environments" zur 22nd Australasian Conference on Information Systems haben Alexander Richter, Sebastian Müller, Gabriela Avram und meine Wenigkeit die Fragestellung hinsichtlich einer genauen Analyse der Zielsetzung der Einführung von Enterprise 2.0 (aka Corporate Social Software) erweitert. Für den Beitrag wurden wir mit dem Best Knowledge Management Paper Award ausgezeichnet.

In einer vergleichenden Analyse von 23 Fallstudien haben wir sechs Hauptziele der Einführung von Corporate Social Software identifiziert und mit den Zielen von Wissensmanagement-Projekten und -Initiativen aus der Blütezeit des Wissensmanagements, die wir über eine Literaturstudie erhoben haben, verglichen. Aufgrund der Interdisziplinarität des Wissensbegriffes ergaben sich z.T. sehr große Unterschiede.

Während einige Ziele durchaus ident waren bzw. identisch interpretiert werden konnten, wurden durchaus auch neue(re), Enterprise 2.0-typische, Ziele abgeleitet. Nachfolgend findet sich die Übersicht der von uns jeweils identifizierten Hauptziele. Ferner habe ich den Beitrag "Knowledge Management Goals Revisited – A Cross-Sectional Analysis of Social Software Adoption in Corporate Environments" auf ScribDB zur Verfügung gestellt und freue mich daher auf zahlreiche Kommentare und auf Feedback zur Diskussion Wissensmanagement =/= bzw. = Enterprise 2.0.
 
Ziele von Wissensmanagement-Vorhaben aus der Wissensmanagement-Blütezeit (aus einer durchgeführten Literaturstudie):
  • Schaffung einer organisationalen Wissensbasis
  • Erleichterung des Zugriffs auf Wissen 
  • Benennung von Wissen als wichtige Ressource für Unternehmen und als Vermögenswert
  • Kodifizierung von Wissen und Speichern in einer Datenbank 
  • Unterstützung des Wissensaustauschs über Face-2-Face Kontakte
  • Sichtbar machen von Wissen im Unternehmen
Ziele von Projekten zur Einführung von Social Software im Unternehmen (aus der vergleichenden Fallanalyse):
  • Schaffung einer effizienten und ziel-orientierten Mitarbeiterkommunikation und Vermeidung von Information Overload
  • Erreichung von effizientem Wissenstransfer
  • Etablierung von Expertennetzwerken
  • Erreichung von Mitarbeiterpartizipation und der Schaffung einer offenen Kultur
  • Gesteigerte Awareness und Transparenz
  • Unterstützung des Innovationspotenzials und Sicherstellung der Lebensfähigkeit einer Organisation

Knowledge Management Goals Revisited – A Cross-Sectional Analysis of Social Software Adoption in Corporate ...

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