Damit gliedert sich dieser Workshop sich in die lange Liste vergangener Workshops zum Thema Enterprise 2.0, Social Software und Computergestützte Zusammenarbeit ein - und verschiebt zusätzlich das Anwendungsfeld stärker in Produktionsbetriebe. Das Virtual Vehicle ruft auf der Website des Workshops am Thema Interessierte zur Einreichung eines Beitrags auf. Deadline dafür ist der 16. Mai. Auf der Mensch und Computer 2014 findet sich der Workshop ebenfalls, und zwar hier.
Der Vollständigkeit habe ich auch das Workshop-Proposal angeführt:
Zusammenfassung: In Unternehmen mit komplexen Produkten und Dienstleistungen wachsen Anforderungen, die an die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Informations- und Wissensarbeitern gestellt werden stetig. Dieser Workshop will vor dem Hintergrund eines durch die Initiatoren im Rahmen des Programmes „Factory of the Future“ angestrebten EU-Projekts eine Plattform schaffen, um aktuelle und zukünftige Fragestellungen rund um den Einsatz neuer Informationssysteme in Smart Factories interdisziplinär zu diskutieren. Der Workshop baut auch auf eine Reihe an bisher vorangegangenen Workshops auf, welche das Thema soziale Interaktion in Organisationen aus unterschiedlichen Gesichtspunkten beleuchtet haben, spricht Praktiker und Wissenschaftler an, die in den letzten Jahren an diesen Workshops teilgenommen haben und ist daran interessiert diese Community und die betrachteten Fragestellungen zu erweitern.
1 Enleitung
Die Entwicklung komplexer Produkte und Services in Industriebetrieben (beispielsweise sog. cyber-physische Systeme) bedarf einer idealen Systemumgebung, d.h. einem optimalem Zusammenspiel aus den dort beschäftigten Menschen, der Organisation selbst und den verfügbaren Informationssystemen. Für die Menschen stellt die fortschreitende Entwicklung von Mitarbeitern hin zu Produser oder Intrapreneuren neue Anforderungen an betriebliche Informationssysteme wie aktuelle Arbeiten zeigen (z.B.: Spath et al (2014), Richter (2014), Stocker und Tochtermann (2012), oder Denger et al (2012)).
Auch die Wirtschaftsinformatik hat diese Entwicklungen in der Zwischenzeit berücksichtigt: Gemäß einer aktuelleren WI-Definition von Hansen und Neumann (2009) besteht ein Informationssystem aus Menschen und Maschinen, die Informationen erzeugen und/oder benutzen und die durch Kommunikationsbeziehungen miteinander verbunden sind. Aus ihnen ist der Faktor Mensch nicht mehr wegzudenken. Neben der Erstellung von Inhalten spielt gerade eine optimale Kommunikation zwischen Menschen eine wesentliche Rolle in der betrieblichen Leistungserstellung. Es lässt sich holistischer auch von Ebenen der sozialen Interaktion sprechen, so wie beispielsweise im 3K Modell (Teufel 1995), Kommunikation, Koordination und Kooperation unterschieden werden. Moderne Informationssysteme sollen in der Lage sein, unterschiedliche Ebenen der sozialen Interaktion in Smart Factories zu unterstützen. Aus Sicht der CSCW steht seit jeher das sozio-technische Systemverständnis im Vordergrund.
Durch die Initiatoren des Workshops wurde das Thema soziale Interaktion im organisationalen Kontext bereits in der Vergangenheit aus unterschiedlichen Domänen heraus adressiert: Durch die Initiatoren des Workshops wurde dieses Thema soziale Interaktion im organisationalen Kontext bereits in der Vergangenheit aus unterschiedlichen Domänen adressiert: Enterprise 2.0, der Einsatz Sozialer Software in Unternehmen, wurde bereits auf der Mensch und Computer 2009 interdisziplinär bearbeitet (vgl. Richter & Bullinger 2010). Im Workshop Soziotechnische Integration? Bottom Up? Simplicity? Was sind die Erfolgstreiber von Enterprise 2.0? auf der Mensch und Computer 2010 wurde darauf aufbauend beispielsweise eine geeignete Unternehmenskultur als wesentlicher Erfolgstreiber für Enterprise 2.0 identifiziert. Im mit der Mensch und Computer 2011 assozierten Workshop Teaching E20Cases wurden insbesondere die Handlungskompetenzen der Nutzer in den Vordergrund der Einführung von Social Software gestellt. In der Special Session Future Workplace auf der WEBIST 2013 wurden für den Arbeitsplatz der Zukunft in zahlreichen Beiträgen Trends, Treiber und Technologien für die Unterstützung von Wissens- und Informationsarbeit vorgestellt. Auf der ServTec 2014 wurde die Rolle sozialer Interaktion vor dem Hintergrund des Internet der Dinge unter dem Titel „Connected Life – Spielt der Mensch im Internet der Dinge noch eine Rolle?“ diskutiert.
Abseits dieser Arbeiten hat sich in der Projektpraxis am Virtual Vehicle Research Center gezeigt (bspw. im Projekt FuturePLM1 mit den Industriepartnern BMW, AVL, Magna Steyr und CSC sowie den wissenschaftlichen Partnern der Technischen Universität Graz und der Technischen Universität Wien), dass gerade in technologieorientierten Unternehmen wie jenen in der Automobilindustrie vor dem Hintergrund großer Produkt- und Variantenvielfalt immense Herausforderungen an die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Wissensarbeitern gestellt werden. Lösungen werden zwar oft in der Automatisierung gesucht, doch auch in technokratischen Bewegungen wie der in Deutschland oft adressierten „Industrie 4.0“ (Spath et al 2013) wird der Mensch künftig eine wesentliche Rolle spielen. Mitarbeiterzentrierung in Smart Factories war auch das zentrale Thema eines im Horizon 2020 Programm „Factory of the Future“ durch die Initiatoren gemeinsam mit renommierten Produktionsbetrieben eingereichten EU-Projektes.
2 Zentrale Fragestellungen des Workshops:
In Bezug auf die Unterstützung von Kommunikation und Zusammenarbeit in Smart Factories durch neuartige Informationssysteme lassen sich wesentliche Fragestellungen definieren und nach den Teilsystemen, Mensch, Organisation und Technologie strukturieren:
Aus Sicht von Menschen, z.B.
- Wie unterscheiden sich Ansprüche von Ingenieuren an Informationssysteme zur Unterstützung sozialer Interaktion?
- Wie können Ingenieure motiviert werden, neuartige Informationssysteme in Smart Factories einzusetzen?
- Welche Anwendungsfälle können Informationssysteme in Smart Factories unterstützen?
- Wie können neue mitarbeiterzentrierte Informationssysteme in bestehende Prozesse und Kulturen eingebettet werden?
- Welche organisationalen Rahmenbedingungen befürworten/verhindern derzeit die Aneignung von Informationssystemen in Smart Factories?
- Wie können optimale Organisations- und Informationsstrukturen für Smart Factories ausgestaltet sein?
- Welche technologischen Ansätze wurden bisher entwickelt, um Kommunikation und Zusammenarbeit zu unterstützen?
- Wie wirken sich in diesem Zusammenhang insbesondere neuartige Technologien, die unter dem Begriff „Wearable Devices“ zusammengefasst werden, aus?
- Wie setzen Industriebetriebe Wissensmanagement-Systeme, Social Software, Enterprise Search und Co-Creation ein – und was sind ihre Lessons Learned?
- Methoden, Modelle und Technologien für Wissens- und Informationsmanagement mit Social Software in Smart Factories
- Prozeduren und Praktiken für effektives Wissensmanagement mit Social Software in Smart Factories
- Evaluation des Einsatzes von Social Software in Smart Factories (z.B. mit Hilfe von Mixed-Method-Ansätzen)
- Neue Ansätze zur Informations- und Wissensvernetzung, sowie zur Informations- und Wissensvisualisierung in Smart Factories
- Ansätze zum Einsatz von Enterprise Search in Smart Factories
- Empirische Studien mit explorativem, deskriptivem oder erklärendem Charakter
Dieser Workshop baut auf von den Organisatoren bereits durchgeführten Workshops und Special Sessions auf und setzt deren Tradition fort. Er soll als ganztägige Veranstaltung eine Diskussion aus einer wissenschaftlich-anwendungsorientierten sowie einer praxisnahen Perspektive beleuchten. Er richtet sich sowohl an anwendungsorientierte Forscher als auch an Entscheidungsträger aus der Praxis. Es ist das Ziel der Organisatoren, einen bewusst interdisziplinären Workshop aufzustellen, welcher Vertreter aus Soziologie und Psychologie, Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik und Informatik das Thema aus ihrer jeweiligen Fachperspektive diskutieren lässt.
- Im ersten Teil des Workshops werden Präsentationen (ca. 20 Minuten) von eingereichten schriftlichen Beiträgen gehalten, welche die Bedeutung des Themas näherbringen sowie einen Überblick über aktuelle Entwicklungen geben. Diese dienen als Basis für Diskussion und Austausch sowie als Inspiration für eigene Ansätze der Teilnehmer.
- Der zweite Teil des Workshops umfasst die Ausarbeitung zukunftsweisender Themengebiete im Kontext von „Smart Factories“ und die ausführliche Diskussion dieser in Kleingruppen. Innerhalb der Gruppen wird die Diskussion aus einer wissenschaftlichen sowie einer praxisnahen Perspektive angeregt, um gemeinsame zentrale Gestaltungsräume und konkrete Fragestellungen aufzuzeigen.
Alle gesammelten Beiträge werden in überarbeiteter Form im Workshop-Band der Mensch & Computer veröffentlicht. Darüber hinaus ist eine Veröffentlichung der ausgearbeiteten Ergebnisse des Workshops geplant.