Die Messung des Nutzens von Informations- und Kommunikationstechnologien ist noch immer ein Thema - und wird es aus heutiger Sicht auch immer sein. Gerade beim Einsatz von Social Media im Unternehmen werden von Entscheidern allzu gerne harte Fakten verlangt, sprich ein Return on Investment in Geldeinheiten. Sehr oft passiert das, um Projekte gar nicht erst zuzulassen bzw. um bestehende Projekte schnell loszuwerden.
Seit 2009 publiziere ich mit Dr. Johannes Müller, Senior Manager Knowledge Management der Siemens Schweiz AG zu Wissensmanagement mit Web 2.0 Anwendungen - und fast immer ist die Messung des Nutzens ein wesentliches Thema. Johannes hat als Wissensmanager und Community Manager der Plattform References+ eine Vielzahl an Erfahrungen mit Instrumenten wie Success Stories, Nutzerinterviews, Online Befragungen und Nutzungsstatistiken. Er misst den Erfolg "seiner" Intranet Plattform References+ nicht nur aus intrinsischen Motiven, sondern auch, weil er seinem Vorgesetzten darüber berichtet.
Um der Erfolgsmessung im Enterprise 2.0 mehr Substanz zu verleihen, haben Johannes und ich einen wissenschaftlichen Beitrag bei der I-KNOW 2013 eingereicht, der 13. Internationalen Konferenz für Wissensmanagement und Wissenstechnologien. In unserem Beitrag haben wir nach meinem besten Wissen und Gewissen das erste Mal Ergebnisse aus einer Online Befragung zu Nutzung und Nutzen von References+ mit den Nutzerstatistiken der befragten Mitarbeiter in einem wissenschaftlichen Fachbeitrag verknüpft.
Umfragen leiden stark darunter, dass sie nur die (subjektiven) Meinungen von Befragten erheben, meist und dann in Form von Statistiken aggregieren (in der Wissenschaft auch unter den Konzepten "perceived usefulness" und "perceived use", d.h. "wahrgenommene Nutzung" und "wahrgenommener Nutzen") aggregiert. Oft sind sie auch nicht besonders repräsentativ, da sie nur einen kleinen Teil der Nutzergruppe befragen. Aus diesem Grund werden Informationssysteme in der Wissenschaft oft rein durch die Analyse harter Fakten, d.h. durch Nutzungsdaten, die in Nutzungsstatistiken aggregiert werden, untersucht. Leider geben Nutzungsstatistiken nur indirekt Auskunft über den Nutzen und Mehrwert eines Informationssystems. Die Kombination von Nutzungsstatistiken mit Daten aus Befragungen zu Nutzung und Mehrwert einer Plattform erlaubt uns allerdings die Untersuchung wesentlich komplexerer Phänomene.
Beispielsweise können wir untersuchen, ob Nutzer, die auf References+ die meisten Wissensreferenzen, d.h. eine besondere Beitragsform, erstellen, auch solche sind, die den größten Nutzen in Form von Zeiteinsparung durch relevante Informationen erfahren. Ersteres messen wir durch ihre Nutzungsstatistiken und zweiteres über ihre Antworten in der Umfrage. Außerdem wollten wir testen, ob sich die subjektiven Antworten zur Nutzung aus der Umfrage überhaupt mit den objektiven Nutzungsdaten decken. Damit validieren erstmals wir die Gültigkeit von Ergebnissen aus Nutzungsumfragen im Umfeld Enterprise 2.0. Man könnte ja vermuten, dass die Mitarbeiter ihre Nutzung vollkommen anders wahrnehmen, als es diese tatsächlich ist.
Ich habe die Folien des gemeinsamen Vortrags mit Johannes Müller auf Slideshare zur Verfügung gestellt und freue mich auf Feedback und weitere Anknüpfungspunkte. Falls erwünscht, werde ich in einem weiteren Blog-Beitrag auch eine deutschsprachige Interpretation der Ergebnisse liefern.
Nachtrag: Der wiss. Beitrag "Exploring Factual and Perceived Use and Benefits of a Web 2.0-based Knowledge Management Application" ist jetzt auch auf ScribD verfügbar.
Abschließend möchte ich auf diesem Weg auch auf meine älteren Beiträge zur Erfolgsmessung im Enterprise 2.0 hinweisen:
Informationsmanagement, Wissensmanagement, Web 2.0, Enterprise 2.0, Social Media, Semantic Web
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