Auf Praxisveranstaltungen referiere ich sonst eher vor einem IT-nahen Publikum. Darum war es für mich diesmal sehr interessant, mich mit den doch traditionell wenig IT-affinen Personalern über Phänomene wie Web 2.0 und Social Media im Kontext von Unternehmen auszutauschen.
Ich bin es leider schon gewohnt, dass vor allem IT-nahe Entscheider wie CIOs das Thema Web 2.0 und Social Media stark mit negativen Aspekten verknüpfen. Vor allem CIOs denken als Manager dabei verstärkt an private Phänomene - wie beispielsweise die Vergeudung der Arbeitszeit von Mitarbeitern durch die Nutzung von Facebook am Arbeitsplatz. Daher weisen CIOs eine starke Abschottungs- und Abschaltungstendenz auf, wenn es um Social Media geht. Und nur sehr schwer kommt man überhaupt dazu, die Potenziale von internen Social Networks mit ihnen zu diskutieren.
Am Mittwoch war ich daher nicht besonders überrascht, dass "Personaler" für derartige Diskussionen sehr viel offener sind. So wurde aus meinem Vortrag schnell ein intensiver und auch kritischer Dialog zur Einführung von Web 2.0 im Unternehmen. Dabei fiel mir positiv auf, dass die negativen Aspekte von den Personalern nicht in den Vordergrund gerückt und damit überbewertet wurden, sondern vielmehr über die Potenziale von Web 2.0 für die Wissensarbeit diskutiert wurde.
Einige Teilnehmer hatten auch bereits Erfahrungen mit dem Einsatz von Web 2.0 im Unternehmen gesammelt (hauptsächlich mit Wikis) - und sie hatten dabei auch so ihre Schwierigkeiten. Systematisch eingeführte interne Social Networks sind in den am Kongress durch Personaler vertretenen Unternehmen bisher allerdings noch Mangelware.
Nur ganz wenige Personaler hatten bereits Kontakt mit Yammer - und wenn, dann nur als ein Tool, das nicht Bestandteil der offiziellen IT-Landschaft ist (d.h. sie wurden durch andere Mitarbeiter ins Firmen-Yammer-Netzwerk eingeladen). Auch das Thema Erfolgsmessung im Enterprise 2.0 bzw. ROI wurde durch die Teilnehmer angesprochen.
Eine redaktionelle Berichterstattung über den ARS-Kongress zu meinem Vortrag kann im Wirtschaftsblatt im Beitrag "Yammer ist das Facebook für Unternehmen" nachgelesen werden. Insbesondere freue mich mich über das Aufgreifen eines Zitats aus meinem Vortrag: "Früher war es das Ziel, das ganze Wissen des Unternehmens festzuhalten und transparent zu machen. Heute ist es wichtiger den Wissensträger transparent zu machen."
Ich nehme in meinen Vorträgen gerne auf die Fallstudien Siemens BT und Capgemini Bezug - so auch in diesem Vortrag. Zu beiden Fallstudien wurden bereits umfangreiche Forschungsarbeiten publiziert.
- Weitere Informationen zur Siemens-BT-Fallstudie finden sich beispielsweise in meinem Blog-Beitrag Wissensmanagement bei Siemens BT. Dank an den Senior Manager Wissensmanagement Johannes Müller für seine gemeinsamen Publikationen.
- Weitere Informationen zur Capgemini-Fallstudie finden sich in der Fallstudienbeschreibung von Alexander Richter, Sebastian Schäfer, Kai Rimer und Stephan Diederich "Capgemini. Microblogging als Konversationsmedium" auf e20cases.org und in den einzelnen Blogs der Autoren.
Rückblickend war der ARS Human Resource Kongress eine sehr schöne Veranstaltung mit einem sehr diskussionsfreudigem und interessiertem Publikum, welchem man so auf Kongressen leider nur mehr sehr selten begegnet.